KINDERWUNSCHBEHANDLUNG IM AUSLAND?
Die Reise ins Ausland lohnt in aller Regel nicht
Kinderwunschbehandlung hat sich seit der Geburt von Louise Joy Brown im Jahre 1978 international zu einem lukrativen Geschäftszweig entwickelt. Weltweit etwa 5 Millionen IVF-Kindern stehen ca. 25 Millonen Behandlungszyklen gegenüber. Mittlerweile haben gar Investoren und Ketten dieses intime Feld endeckt und drängen im Sinne eines maximierten Shareholder-Values gar in diesen hochsensiblen Bereich. Insbesondere ausländische Zentren werben teils aggressiv.
"Verkaufsargument" Schwangerschaftssrate
Von einige Zentren, vor allem im südlich angrenzenden bergigen Ausland, wird immer wieder die hohe Schwangerschaftsrate unter anderem beim sog. Blastozysten-Transfer propagiert und dabei auf die eingeschränkten Möglichkeiten der deutschen IVF-Zentren auf Grund des strikten Embryonen-Schutz-Gesetzes hingewiesen.
Fakt ist: Schwangerschaftsraten sind oft statistisch verzerrt
Es ist richtig, dass bei Ausbildung einer regelrecht entwickelten Blastozyste die Schwangerschaftsrate hoch sein kann (> 50 % pro Embryo-Transfer). Dies ist jedoch nur bei einer eng begrenzten Zahl von jungen Patientinnen mit guter ovarieller Reserve, das heißt bei einer hohen Anzahl von sog. PN-Stadien möglich. Wenn die statistische Auswertung über alle Patienten selektiv auf dieses Verfahren begrenzt wird, dann bewirkt man damit statistisch eine bias (Verzerrung), da die Grundgesamtheit aller Patienten-Gruppen nicht berücksichtigt wird.
Echte Schwangerschaften, nicht lediglich positive Schwangerschaftsteste, die häufig Nachwirkung des sog. Lutalsupport mit ß-HCG entsehen seriös benannt über die Jahre gemittelt in etwa 20-25 % der Beahndlungen. Das einzig seriöse Kriterium in der Erfolgsbeurteilung wäre die sog. Baby-Take-Home (BTH) Rate. Dies ist allerdings auch aus methodischen Gründen schwer quantifizierbar.
Länger andauernde Kultivierung von Embryonen nicht immer vorteilhaft
Im Übrigen haben vergleichende Untersuchungen gezeigt, dass bei immer noch nicht optimal möglichen Bedingungen in der Zellkultur eine länger andauernde Kultivierung von Embryonen nicht vorteilhaft ist. Insbesondere bei Patienten mit einer reduzierten Anzahl an Eizellen kann das selektive Verfahren der Blastozystenkultur sogar nachteilige Effekte haben, da es hier prozentual nur in wenigen Fällen zu einer regelrechten Blastozysten-Bildung komt. Insofern ist die Strategie einer nichtinvasiven frühzeitigen Analytik und Selektion, z. B. durch Cumuluszell-Diagnostik, sinnvoller.
Eine Eizellspende ist nur sehr wenige Patientinnen relevant
Wie die o. a. Ergebnisse belegen, müssen sich zwischen deutschen und ausländischen reproduktionsmedizinischen Zentren grundsätzlich keine qualitativen Unterschiede ergeben. Andererseits sind einige wenige Verfahren in Deutschland nicht möglich. Dies betrifft vor allem die Eizellspende. Insofern werden hier die Patienten teilweise Zentren im Ausland aufsuchen müssen. Dies betrifft jedoch zahlenmäßig nur eine relativ kleine Gruppe von Patientinnen. Bezogen auf alle Therapiezyklen pro Jahr macht dies weniger als 5 % aller ART-Zyklen pro Jahr aus (EIM - Studie, ESHRE).
Tatsächlich erfolgsentscheidende Faktoren
Letztlich entscheidet über die Erfüllung des Kinderwunsches nicht eine Zusatzmethode, sondern die Indikationsstellung für die jeweilige Therapie, das effektive Qualitätsmanagement und vor allem die langjährige Erfahrung der beteiligten Ärztinnen und Ärzte, Biolologinnen, Embryologinnen und Arzthelferinnen. Bei oft sehr unterschiedlichen Voraussetzungen der Patienten ist das individuell zwischen dem Paar und dem Arzt abgestimmte Vorgehen wesentlich. Das Eingehen auf die eigentlichen Erfordernisse der Patienten wird letztlich den Therapieerfolg bestimmen.